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Zwei Polizisten der 1. Einsatzhundertschaft erhielten Zuwendungen vom Polizeihilfsfonds

Eutin - In den vergangenen Jahren hat die registrierte Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten im Dienst in Schleswig-Holstein ständig zugenommen. Auch Patrick L. und Sven A. sind zwei Uniformträger, die in Ausübung des Dienstes schwer verletzt worden sind. Deshalb erhielten die beiden Ordnungshüter am Mittwoch vom Vorsitzenden des „Polizeihilfs- und Unterstützungsfonds“ (HUPF)  Gutscheine für Kur- und Betreuungsmaßnahmen überreicht.

Zuvor schilderten die beiden Polizeihauptmeister der 1. Einsatzhundertschaft eindrücklich die Umstände der unterschiedlichen Einsätze, bei denen sie zu Schaden gekommen waren:

So war Patrick L. im Mai 2022 im Rahmen des Bäderdienstes von der 1. Einsatzhundertschaft zur Polizei in Neustadt abgeordnet, als er mit seinem Streifenkollegen zu einem Mehrfamilienhaus beordert wurde.  Über den Polizeinotruf war zuvor eine Meldung über eine Ruhestörung wegen zu lauter Musik aus einer Wohnung eingegangen. Dort angekommen, stieß die Streifenbesatzung auf zwei alkoholisierte Männer, die aggressiv auf das Erscheinen der Polizei reagierten. L. und sein Polizeikollege ermahnten die Männer, sich leiser zu verhalten. „Halt’s Maul und verpisst euch“, zeigte sich das renitente Duo uneinsichtig. Völlig überraschend schlug dann einer der Männer plötzlich auf den Streifenkollegen von L. ein. Im weiteren Verlauf gelang es L. den Angreifer zu Boden zu bringen. Bemühungen, die Situation zu beruhigen, verliefen erfolglos. Es folgten massive Widerstandshandlungen. Bittere Folge: Der heute 40-jährige Schutzpolizist zog sich einen Bruch der Mittelhand zu, musste sich zwei Operationen unterziehen und war zwei Monate dienstunfähig.

Ein anderes Einsatzgeschehen war es, das am Ende Sven A. erhebliche Kopfverletzungen bescherte. Als Polizist der 1. Einsatzhundertschaft war er am 10. November vergangenen Jahres bei der Zweitligabegegnung zwischen dem FC St. Pauli und Hannover 96 im Millerntor-Stadion in Hamburg eingesetzt. Nachdem es während des Spiels im Gästeblock zu erheblichen Auseinandersetzungen mit einer vermeintlich auf dem Boden liegenden Person gekommen war, wurde A. als einer von rund  90 Polizisten der Einsatzhundertschaft in den Fanblock beordert. Auf dem Weg zum Einsatzort und zurück mussten die eingesetzten Ordnungskräfte auch Zuschauerränge mit  vermummten „Problemfans“ passieren, die die Situation offenbar nutzten, um ihren Frust an den nahe stehenden Einsatzkräften auszulassen. Dabei erhielt der Eutiner Polizist von beiden Seiten unzählige heftige Tritte gegen Kopf und Schulter. Eine spätere Untersuchung ergab: Trotz Helm hatte Sven A., der seit 14 Jahren bei der 1. Einsatzhundertschaft Dienst versieht, als Folge der Gewalttätigkeiten ein Schädel-Hirntrauma und Halswirbeldistorsionen erlitten. Mehrere Tage war der 38-Jährige dienstunfähig und musste sich einer umfangreichen ärztlichen Behandlung und Physiotherapie unterziehen.

Andreas Breitner zeigt sich betroffen von den Schilderungen der im Einsatz verletzten Polizisten, beide Väter von zwei Kleinkindern. „Es ist kaum zu glauben und macht wütend, dass die Aggressivität gegen die Polizistinnen und Polizisten weiter von Jahr zu Jahr zunimmt“, sagte der ehemalige Innenminister. Nach wie vor sei es insbesondere eine gesellschaftliche Aufgabe, dieser schlimmen Entwicklung auf dem Rücken der Beamtinnen und Beamten als Repräsentanten des Staates Einhalt zu gebieten. Da seien einerseits die körperlichen Schäden, die die Einsatzkräfte erleiden würden und die oft eine längere Dienstunfähigkeit nach sich zögen. „Andererseits dürfen auch die seelischen Folgen nicht vernachlässigt werden. Das wird uns in Gesprächen mit den im Dienst verletzten Beamtinnen und Beamten immer wieder vor Augen geführt“, berichtete der HUPF-Vorsitzende. Die Zuwendung über den Hilfsfonds sei ein besonderes Zeichen der Anerkennung durch die Zivilgesellschaft. Gemeinsam mit HUPF-Schatzmeister Karl-Hermann Rehr überreichte Andreas Breitner den betroffenen Beamten Gutscheine des Polizeihilfsfonds.  So erhielten beide Polizisten  mit ihren Familien einwöchige Kur- und Betreuungsaufenthalte, Patrick L. auf der Insel Usedom und Sven A. im Center Parc Bispinger Heide.

Text/Foto: Thomas Gründemann


Die Gewalt gegen Polizisten in Zahlen

Im vergangenen Jahr wurden landesweit insgesamt 1.303 Gewaltdelikte gegen Polizistinnen und Polizisten registriert, davon 635 Widerstandshandlungen und 668 tätliche Angriffe. Im Jahr 2022 lag die Zahl noch bei 1.256 Gewaltdelikten (603/653). Darüber hinaus gab es laut Innenministerium im Jahr 2023 sechs einfache und 26 gefährliche Körperverletzungen sowie einen Totschlag zum Nachteil von Polizeibeamtinnen und -beamten. An 1.301 Tagen waren Polizistinnen und Polizisten im vergangen Jahr als Folge von Gewalteinwirkungen dienstunfähig. Die Anzahl  hat sich damit im Vergleich zum Jahr 2022 mehr als verdoppelt (466).

 

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